In Berlin entsteht in Kooperation zwischen der Verwaltung, Bürgern und Verbänden das Wegesystem 20 grüne Hauptwege . Mit insgesamt rund 500 Kilometern Spazierwegen, Promenaden, durchgrünten Straßenräumen, Gehwegen, aber auch Fahrbahnquerungen ist dieses Projekt in seiner flächenmäßigen Ausdehnung und Netzdichte in Deutschland einmalig. Um ein Fußwegenetz für die Alltags- und Freizeitmobilität der Bewohner dieser Stadt und ihre Gäste zu schaffen sind verkehrssichere und komfortable Straßenquerungen eine entscheidende Grundlage. Deshalb hat der FUSS e.V. Fachverband Fußverkehr Deutschland annähernd 1.000 Querungsanlagen in einem Netzzusammenhang untersucht und für letztlich ausgewählte etwa 825 Querungsanlagen eine Schwachstellen-Analyse „Fußverkehrs-Audit“ („Pedestrian Audit“) durchgeführt.

Dabei wurde untersucht, ob die Querungsanlagen dem aktuellen Regelwerk entsprechen, ob sie unter Einbeziehung der örtlichen Verkehrsverhältnisse höchstmögliche Verkehrssicherheit bieten, attraktiv und komfortabel sind und sich im möglichst direkten Wegeverlauf befinden. Da von einem hohen Anteil mobilitätseingeschränkter Personen ausgegangen wird, hatte die Barrierefreiheit einen hohen Stellenwert.

Obwohl der FUSS e.V. der Stadtverwaltung ein zunehmendes Augenmerk für die Belange des Fußverkehrs bestätigte, offenbarte diese erste Betrachtung von Querungsanlagen in einem Netzzusammenhang zahlreiche Gefahrenstellen und Hindernisse für die Benutzerinnen und Benutzer. Für das Untersuchungsbiet wurden insgesamt annähernd 1.300 Empfehlungen für Verbesserungsmaßnahmen formuliert, d.h. im Durchschnitt etwa 1,6 Empfehlung pro Querungstelle bzw. etwa 2,6 pro Kilometer des Wegenetzes. Aufgrund einer intensiveren Auswertung von ca. 1/3 des Wegenetzes wurde ein Kostenfaktor von ca. 10.000,- bis 13.000,- Euro pro Kilometer Wegelänge hochgerechnet. Für das gesamte Wegesystem würde sich ein Kostenbedarf von ca. 5,0 bis 6,5 Millionen Euro ergeben. Dies ist für ein Wegenetz innerhalb einer Stadtfläche von annähernd 900 Quadratkilometern und mit etwa 2,4 Millionen Einwohnern kein besonders bemerkenswerter Betrag im Verhältnis der jährlichen Ausgaben für die Verkehrsinfrastruktur.

Die Umsetzung und Weiterentwicklung der 20 grünen Hauptwege in Berlin sind erklärtes Ziel der Landesregierung und sie werden in absehbarer Zukunft ein Herausstellungsmerkmal des Stadtmarketings sein. Dieses Ziel ist nur erreichbar, wenn die Qualität der Grün- und Erholungswege und der Verkehrsflächen gleichermaßen schrittweise verbessert wird.

 

Untersuchungsgebiet 

Karte von Berlin mit den untersuchten Wegen Kartengrundlage: piekart e.K. - www.piekart.de;

Das Untersuchungsbiet umfasste in der ersten Bearbeitungsphase 2008 alle Querungsanlagen innerhalb des städtischen S-Bahn-Ringes (rote Linien in der nebenstehenden Karte). Das Gebiet wurde allerdings im Gegensatz zur üblichen Eingrenzung der Innenstadt mit dem streckenweise etwas darüber hinausgehenden grünen Hauptweg 18 „Innerer Parkring“ definiert. In der Innenstadt wurden damit Abschitte der grünen Hauptwege 01, 03, 04, 05, 07, 18 und 19 untersucht.

Zusätzlich wurden alle Querungsanlagen auf Wegeverbindungen untersucht, die in den vier Himmelsrichtungen aus dem inneren Stadtgebiet bis zur Berliner Stadtgrenze hinausgehen und zwar im Norden bis Lübars (Abschnitte der grünen Hauptwege 03 und 13), im Osten bis Mahlsdorf (08), im Süden bis Schönow (Abschnitte von 05 und 17) und im Westen bis Staaken (20 und Abschnitte von 01).

In der zweiten Bearbeitungsphase 2009 wurden alle „restlichen“ Wegeabschnitte und damit knapp 70 % des Gesamtnetzes untersucht (blaue Linien in der nebenstehenden Karte), die sich um das städtische Kerngebiet herum gruppieren. Aufgrund der bisherigen Maßnahmenkonzentration auf das innerstädtische Gebiet wurden hier in den sogenannten Randbereichen mehr Maßnahmen pro Querungsstelle empfohlen, es gibt aber weniger Querungsstellen pro Kilometer Wegelänge.